Fachtag: Begleitung am Lebensende: Zwischen Umgang mit Schuld und digitaler Innovation

Fachtag: Begleitung am Lebensende: Zwischen Umgang mit Schuld und digitaler Innovation

24.10. – 25.10.24 in Berlin

1. Tag, Donnerstag, den 24.10.2024

Thema: Schuld in der Sterbe- und Trauerbegleitung: Umgang mit Verantwortungsgefühlen beim Abschied

 

Selten bleibt ein Abschied beim Sterben eines nahestehenden Menschen ohne ein Gefühl der (Mit-)Schuld bei den Begleitenden und/oder Hinterbliebenen. So sinnlos, falsch und fehl am Platz es auch oft erscheinen mag: es ist einfach da, bleibt vielleicht nur kurz, manchmal auch länger oder sogar für immer.

Ausgehend von der Annahme, dass jedes Verhalten, Denken und Fühlen seinen Sinn hat, wird im Vortrag im Kontext Sterben, Tod und Trauer genauer darauf eingegangen. Auf welche Weise sichert beim Verlust eines nah stehenden Menschen ein Schuldgefühl das eigene seelische Über- und Weiterleben? Wie sollen wir mit den Schuldgefühlen Trauernder umgehen und sie ihnen nicht nur möglichst schnell nehmen wollen?

Die komplexen Zusammenhänge und Ausprägungen emotionaler Schuldmechanismen werden beleuchtet – einschließlich möglicher Schuldgefühle bei Hospizbegleiter*innen selbst – sowie Anregungen für eine sinnvolle Begleitung Trauernder in dieser Hinsicht beschrieben und zur Diskussion gestellt.

 

11.45 Uhr Ankommen, Registrierung und Wahl der Workshops (jede/r Teilnehmende hat die Möglichkeit an zwei Workshops teilzunehmen)

12.00 Uhr Begrüßungskaffee

12.30 Uhr Eröffnung: Dr. Peter Bartmann, Leiter des Zentrums Gesundheit, Rehabilitation und Pflege der Diakonie Deutschland

12.45 Uhr Impulsreferat: Dr. Tanja M. Brinkmann

Schuld macht Sinn! Schuldvorwürfen in Begleitungen konstruktiv begegnen

Schuldvorwürfe sind ein alltäglicher Bestandteil von Sterbe- und Trauerbegleitungen. Die Herausforderung besteht darin, dass Begleitende diese Schuldvorwürfe häufig bewerten (zum Beispiel als sinnlos oder ungerechtfertigt) oder versuchen, sie anderen abzunehmen oder auszureden.

In einem lebendigen Vortrag wird Ihnen das Konzept der konstruktiven Schuldbearbeitung von Chris Paul vorgestellt, das einen erfrischend ungewohnten Blick auf das Thema Schuldvorwürfe bietet. Sie werden erkennen, dass es unterschiedliche Arten von Schuldvorwürfen gibt und dass Sie dementsprechend auch unterschiedlich mit ihnen umgehen müssen. Des Weiteren werden Sie erkennen, dass Schuldvorwürfe für die Betroffenen häufig überlebenswichtig sind, und Sie vertiefen, mit Ihrem Verständnis dafür, mit welcher Haltung Sie ihnen begegnen können.

13.45 Uhr Pause

14.15 Uhr

Workshop I Dr. Tanja Brinkmann

Titel: Wieso ist das mit dem Verzeihen so schwierig? Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen des (Selbst-)Verzeihens

Verzeihen kann eine befreiende Wirkung haben, wenn es funktioniert. Doch oft genug scheint es zu scheitern. Insbesondere, wenn es um Schuldvorwürfe gegen sich selbst geht, tun sich Betroffene mit dem Verzeihen besonders schwer.

In diesem Workshop werden die Erfahrungen der Teilnehmenden zum Thema (Selbst-) Verzeihen aktiv einbezogen. In einer gänzlich unreligiösen Herangehensweise, anhand zahlreicher Beispiele, werden die Unterschiede zwischen dem Verzeihen zwischen zwei Personen und dem Selbstverzeihen aufgezeigt. Zudem werden die Voraussetzungen für das (Selbst)-Verzeihen beleuchtet und vor allem mögliche Schritte für ein von funktionierendes (Selbst-) Verzeihen erläutert.

Workshop II Dr. Ingrid Bochow

Titel: Workshop II: Schuld in der Begleitung Ehrenamtlicher bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen: Praxiserfahrungen- und Austausch, Arbeit an Fallbeispielen

 

In der Begleitung sterbender Menschen und ihren An- und Zugehörigen tauchen oft tiefgreifende Fragen, Aussagen und Situationen auf, die das Thema Schuld berühren. Wir stehen vor der Herausforderung, uns diesen Fragen auf einfühlsame und kompetente Weise zu stellen und angemessen zu begleiten.

Wie können wir mit diesen sensiblen Themen umgehen und den betroffenen Personen auf respektvolle Weise begegnen? Welche unterstützenden Ansätze können wir anwenden, um diesen schwierigen, aber wichtigen Aspekten der Begleitung gerecht zu werden?

In unserem gemeinsamen Austausch möchten wir genau diesen Fragen nachgehen. Wir wollen uns Raum nehmen, um Erfahrungen zu teilen, voneinander zu lernen und neue Perspektiven zu entwickeln. Dabei soll ein offener Dialog entstehen, der es uns ermöglicht, unsere eigenen Gedanken und Gefühle zu reflektieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen.

Workshop III Ulrich Wahl

Titel: Schuldgefühle der Begleitenden: Praxiserfahrungen- und Austausch, Arbeit an Fallbeispielen

 

In der Begleitung sterbender Menschen und ihrer An- und Zugehörigen stehen wir oft vor emotionalen Herausforderungen, die auch unsere eigenen Schuldgefühle betreffen können. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen und ihnen angemessen begegnen können.

Wie können wir unsere eigenen Schuldgefühle erkennen und annehmen? Wie können wir lernen, mit ihnen umzugehen, ohne uns von ihnen überwältigen zu lassen? Im gemeinsamen Austausch möchten wir uns diesen Fragen stellen und gemeinsam Wege finden, wie wir uns selbst unterstützen und unsere Rolle als Begleiterinnen und Begleiter weiterhin professionell ausfüllen können.

Dieser Workshop bietet uns die Möglichkeit, uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Durch den offenen Dialog und den Austausch von Erfahrungen können wir neue Perspektiven gewinnen und unsere eigenen Fähigkeiten stärken.

15.45 Uhr Pause

16.15 Uhr Workshop I-III im Wechsel

17.45 Uhr Ende des ersten Tages

Gemeinsames Abendessen fakultativ

 

2. Tag, Freitag, den 25.10.2024

Thema: Digitale Unterstützung für die qualifizierte Vorbereitung Ehrenamtlicher in der Sterbebegleitung: die digitale Werkzeugkiste des Celler Modells

Seit mehr als drei Jahrzehnten bietet das Celler Modell angehenden Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit eine umfassende Vorbereitung auf die anspruchsvolle Aufgabe der Sterbebegleitung. Bisher fand diese Qualifizierung ausschließlich in Präsenzkursen statt. In Zeiten fortschreitender Digitalisierung hat die Diakonie Deutschland in Zusammenarbeit mit der Akademie für Kirche und Diakonie Elemente des Celler Modells digital zugänglich gemacht, um den Lehrenden und Lernenden erweiterte Möglichkeiten zu bieten und den Austausch unabhängig von Zeit und Ort zu ermöglichen.

09.00 Uhr Begrüßung und Einstimmung Dr. Jutta Ataie

09.15 Uhr Motivation für die (teilweise) Digitalisierung, Dr. Jutta Ataie

In dieser Einführung wird beleuchtet, was dazu geführt hat, das Celler Modell teilweise zu digitalisieren. Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Trend der Digitalisierung in unserer Gesellschaft, der auch Auswirkungen auf die Hospizarbeit hat. Das Ziel der digitalen Werkzeugkiste besteht darin, die didaktische Bandbreite des Celler Modells durch digitale Lernelemente zu erweitern, um den individuellen Bedürfnissen der Lernenden besser gerecht zu werden.

09.30 Uhr Vorstellung der digitalen Werkzeugkiste des Celler Modells, Marion Paustian

In diesem Vortrag wird die digitale Werkzeugkiste vorgestellt. Sie dient als Ergänzung zu den analogen Inhalten des Grundkurses und strebt nicht deren Ersatz an, sondern vielmehr eine Vertiefung und Erweiterung. Die Werkzeugkiste bietet eine breite Palette digitaler Lernelemente, darunter Informationstexte, Quizze, Audio- und Videoinhalte sowie geführte Meditationen zur Selbstreflexion und Austauschforen. Die einzelnen Elemente können unabhängig voneinander zur Vor- und Nachbereitung der Präsenzkurse vor Ort genutzt werden und bieten auch die Möglichkeit, versäumte Inhalte nachzuholen, falls jemand beim Präsenzkurs gefehlt hat.

10.15 Uhr Pause

10.30 Uhr Erfahrungen aus der Pilotphase, Frank Wappler (angefragt)

In diesem Vortrag werden Erfahrungen aus der Pilotphase präsentiert. Als Teilnehmer der Pilotphase werde ich aus erster Hand berichten, wie sich die digitale Werkzeugkiste als äußerst nützlich in Verbindung mit dem Präsenzkurs erwiesen hat. Die Vielfalt der digitalen Lernelemente ermöglicht es den Lernenden, flexibler zu lernen und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Integration der digitalen Elemente in die Präsenzkurse war zunächst eine Herausforderung, doch es war eine lohnenswerte Anstrengung, da sich gezeigt hat, dass sie eine hervorragende Ergänzung darstellen.

11.15 Uhr Fazit und Ausblick, Dr. Jutta Ataie

11.30 Uhr Austausch und Diskussion

12.00 Uhr Mittagsimbiss

12.30 Uhr Ende der Veranstaltung

 

 

Referent*innen

 

 

Dr. Jutta Ataie ist Referentin für das Arbeitsfeld Hospiz und Palliative Care im Zentrum Gesundheit, Rehabilitation und Pflege der Diakonie Deutschland. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Hospizbereich, sowohl national als auch international. Zusammen mit Frau Dr. Gabriele Beckert ist sie für die fachliche Leitung des Projekts "(Teilweise) Digitalisierung des Celler Models" verantwortlich. Ihre Fachkenntnisse und ihre Leidenschaft für die Weiterentwicklung von Hospizarbeit und Palliativversorgung machen sie zu einer geschätzten Expertin auf diesem Gebiet.

 

Dr. Ingrid Bochow ist Trainerin im „Celler Modell“. Sie hat langjährige Erfahrungen in der Schulung von Koordinator*innen und Multiplikator*innen des Celler Modells und bringt ihre umfassende Expertise in den Fachtag ein.

 

Dr. Tanja M. Brinkmann hält im gesamten deutschsprachigen Raum Vorträge und gibt Fortbildungen und Trainings zu Trauer am Arbeitsplatz, Palliative Care und Selbstsorge. Sie berät Unternehmen und Privatpersonen nach einem schweren Verlust in Bremen. Hospiz- und Palliativteams begleitet sie bei ihrer Teamentwicklung. Sie ist promovierte Soziologin, Sozialpädagogin, Krankenschwester und hat eine Fortbildung zur ehrenamtlichen Lebens- und Sterbe-

Begleiterin und eine Trauerberatungsqualifizierung absolviert. Ferner hat sie Erfahrungen in allen Tätigkeitsbereichen einer Bestatterin.

 

Marion Paustian ist Sachbearbeiterin für die Arbeitsfelder Alter, Pflege und Hospiz im Zentrum Gesundheit, Rehabilitation und Pflege der Diakonie Deutschland. Ihre Leidenschaft und Expertise erstrecken sich insbesondere auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Als Moodle-Expertin im Projekt "(Teilweise) Digitalisierung des Celler Models" unterstützt sie die Ziele des Celler Models und treibt sie voran, indem sie innovative Ansätze entwickelt und umsetzt.

 

Ulrich Wahl ist Pfarrer im Ruhestand, Supervisor und Trainer im "Celler Modell". Er war Teil des ökumenischen Teams, das für die Neuausgabe von "Sterbende begleiten lernen" verantwortlich war. Mit vielen Jahren Erfahrung in der Arbeit mit dem Celler Modell und der Schulung von Koordinator*innen und Multiplikator*innen bringt er eine umfassende Expertise in die Fachtagung ein.

Frank Wappler ist seit 2010 als Koordinator im ambulanten Hospizdienst tätig und arbeitet in dieser Funktion seit 2019 im Stephanus-Hospizdienst der Stephanus Stiftung. Seine langjährige Erfahrung in der Hospizarbeit, kombiniert mit einem breiten Wissensspektrum psychologischer Therapieansätze, macht ihn zu einem bereichernden Referenten, der wertvolle Einblicke und innovative Ansätze für die Begleitung schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen teilt.

Zielgruppe

Koordinator*innen und Multiplikator*innen des Celler Modells

Methoden

Vorträge

Workshops

Ergebnisse

Die Teilnehmenden

  • setzen sich mit dem Thema Schuld am Lebensende auseinander

  • können ihre Expertise in den Workshops einbringen und erhalten neue Perspektiven auf ihre Themen

  • knüpfen wertvolle Kontakte untereinander, insbesondere über die Grenzen der eigenen Organisation hinaus

  • lernen die digitale Werkzeugkiste und ihre Umsetzung in der Praxis kennen, deren Lernelemente die didaktische Bandbreite des Celler Modells ergänzt

Dozierende

Dr. Gabriele BeckertDr. Gabriele Beckert
Dr. Jutta Ataie
Do., 24.10.2024 | ab 12:00 Uhr
Fr., 25.10.2024 | bis 12:30 Uhr
max. 50 Teilnehmende
Koordinator*innen und Multiplikator*innen des Celler Modells
175,00 EUR plus Übernachtung/Verpflegung
Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Caroline-Michaelis-Str. 1
10115 Berlin
VA-Nr.: 834803
Studienleitung
Abbildung Dr. Gabriele BeckertDr. Gabriele Beckert0172 739 28 85gabriele.beckert@a-kd.net
Organisatorische Fragen
Michael Rautenberg0174 315 49 35michael.rautenberg@a-kd.net